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Mittwoch, 26. Juni 2013

Symptome auf einem Blick

Noch ein schöner Netzfund:

adhs-muenchen.net






ADHS und Homöopathie

Schaut mal, was ich gerade auf elternwissen.com gefunden habe:



Ich habe selbst noch nichts davon ausprobiert. Wenn ihr damit Erfahrungen habt, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.

Mit ADHS-Kindern oft rausgehen?

Wenn ADHS-Kinder hibbeln, dann sind die armen Geschöpfe meist in erster Linie total erschöpft. Durch das Hibbeln versuchen sie ihre schlecht durchbluteten Gehirnareale wieder zu aktivieren, denn Bewegung kurbelt den Kreislauf an.

Sicher ist es gerade für ADHS-Kinder gut draußen in der Natur zu sein. Dort gibt es weniger Reiße, die sie überfluten können, es gibt immer was zu entdecken und vor allem kann dort weniger kaputt gehen, was wichtig ist. Also eine gute Sache, die Natur.

Was ich weniger gut finde ist, wenn sich die erschöpften Eltern deswegen Druck machen und dadurch total im Leben ins schwanken kommen. Sei es mit dem Haushalt oder mit sonst was, was man wegen diesem Rausgehen verschieben müsste und man es eigentlich gar nicht verschieben will.

Zum Runterkommen kann man seinem Kind eine leichte Druckmassage an den Armen geben. Am schönsten ist die, wenn sich das Kind irgendwo bequem hinlegt. Wenn die Mutter mal viel um die Ohren hat, oder wenn das Kind auch mal im Unterricht etwas von der beruhigenden Massage braucht, kann es die natürlich auch gut selbst an sich ausüben.
Es hilft auch, wenn sich die Kinder eine Decke nehmen oder eine Joga-Matte, sich auf den Boden legen - auf den Rücken - sich die Knie zur Brust ziehen und die Knie mit den Armen umschließen. Wenn die Kinder jetzt anfangen leicht zu schaukeln, können sie sich so leicht selbst den Rücken massieren. Ihr wisst, es gehen viele Nerven zum Rückenmark. Diese kann man somit gut massieren und damit gleichzeitig etwas Entspannung in den Körper bringen.

Einige ADHS´ler mögen Berührungen leider gar nicht so gerne, da sie eine Wahrnehmungsstörung auf solche Reiße haben. Da kann es helfen, wenn man die Massage ganz sanft und mit einer Lotion oder mit einem Öl macht. Vielleicht hat das Kind ja auch eine eigene Idee, wo es eine Massage gut finden würde.

Bei unruhigen ADHS-Babys ist es übrigens gut, wenn man die Beruhigungsmethoden nicht zu oft wechselt. Akzeptiert, dass das Baby eine Weile braucht, um sich selbst beruhigen zu können. Entscheidet euch für eine Variante und bleibt möglichst bei dieser. Auch bei den darauf folgenden Malen. Das Baby wird die Regelmäßigkeit sehr angenehm entfinden, weil es ihm eine gewisse Sicherheit bietet. Auf alle Fälle aber lasst euer Baby nicht alleine schreien!



Wichtig!!!
Bitte versucht die Massage nur zu machen, wenn ihr selbst auch ausgeruht seid. Egal wie entspannt ihr auch tut. Euer sensibles ADHS-Kind wird eure Anspannung spüren.

Samstag, 8. Juni 2013

Kindergeburtstag



Puhhh!!! Ich habe n Kindergeburtstag überstanden! Und das Gute ist, der war total schön!!!!
Ja, es war einer, der bei uns gefeiert wurde. Meine Tochter ist 6 geworden. 11 Kinder waren eingeladen. Der Spruch:"Wer wagt gewinnt.", hat heut noch mehr Tiefe für mich bekommen.

Anfang der Woche war mir gar nicht gut. Kennt ihr das? Man schreibt Einladungen , hat ein Konzept, Kraft und Lust den Geburtstag seiner lieben Kinder schön zu machen und dann, wenn der Tag näher rückt, kommt pünktlich immer was dazwischen, was einem die kraft nimmt, die Lust auf den Tag, und das vorher erstellte Konzept gefällt einem auch nicht mehr. Und meine frage, die mich am meisten beschäftigt heißt: "Was mach ich nur zu Essen?"
Meine Gedanken überschlagen sich, ich will unbedingt was tolles bieten, was mir zum Schluß aber zu viel Aufwand wäre. Ich verliere meine Motivation, bin völlig down und hab Versagensängste. Keine Idee erscheint mir als ausreichend. Klarer fall von Perfektionismus.

Meine Freundin hat mich dann diese Woche Mittwoch gut gefangen. Sie hatte die Idee mit dem Pudding und mit den Gemüsesticks. Irgendwie wurde mir da erst richtig klar, dass sie recht hat. 
Warum soll ich mich so graulen vor so einem Tag? Das merkt meine Tochter auch. Was nicht so schön wäre. 
Ich habe dann entschlossen ganz entspannt an den Kindergeburtstag rann zu gehen.
Ich hab meiner Maus einfach einen schönen Gefrierkuchen geholt.


Das war auch nur ne kleine Torte. Weil meine Maus in der Woche Geburtstag hatte, war das genau das Richtige für frühmorgens. Und sie hat sich über dieses tolle Stück so gefreut.

Für heute hatte ich eine fertig Mischung für einen Papageienkuchen gekauft. Nicht, weil der besonders schwer selbstzumachen ist. Irgendwas ist in den Backmischungen drin, was den Boden viel lockerer sein lässt, als bei den selbstgemachten. Und mal geht das schon. Auch wenn ich mir sonst genau wegen  diesem Vorteil sorge.


Meine besagte Freundin hat dann noch Gläser mit bunter Götterspeise mitgebracht. Ich hab noch 'n Sahnepudding gemacht und noch Tiefkühlwindbeutelchen aufgetischt. Das lieft total gut. 
Abends gab es Würstchen und Toast. Die Gemüsesticks habe ich noch dazu gestellt. Das hat völlig gereicht.
Die Kinder haben eh nur ihren Kopf beim spielen gehabt. Ein Mädchen ist sogar mit ihrer Wurst wieder hoch aufs Stelzenhaus (Dank des tollen Wetters konnten wir nämlich im Garten feiern.)
Auch die Sitzordung habe ich aufgelockert. Ich hatte 2 große Picknickdecken auf den Rasen verteilt. Dort konnten sie auch sitzen.

Spiele habe ich weggelassen. Die Kinder durften durch den Schwenksprenger hüpfen, hatten ne kleine Badewanne mit Wasser - zum großen Teil für Wasserschlachten gedacht - , das Stelzenhaus mit Sandkasten.

Das irre war, es lief total harmonisch ab. Ich hätte mit Streit und Tränen gerechnet. Nichts der gleichen ist passiert.
Fazit: Mach dich vorher nicht fertig und tu so, als könntest du in die Zukunft blicken. Es ist so schade um die verschwendete Zeit.

Freitag, 7. Juni 2013

Sommer... Bist du es??

Ich sitze gerade bei meinen Eltern im Garten und genieße die Sonne.
Die Vögel zwitschern, die Frösche quaken aus Nachbars Teich und es fliegen wattebauschartige Knäule von den Weiden durch die Gegend. Was kann es schöneres geben?

Freitags fahren wir immer zu meinen Eltern. Da werde ich mal richtig verwöhnt von meiner Mama. Das ist so herrlich. Oft kochen wir was schönes für die beiden Kleinen, den es bei Oma natürlich immer besser schmeckt als Zuhause ;-D

Hier ein Bild zum einfühlen:


Donnerstag, 6. Juni 2013

ADHS... eine Modekrankheit?

Ein Artikel von ADHS-Deutschland.de 

Momentan wird in den Medien AD(H)S öfters als Modekrankheit dargestellt. Wie stehen Sie dazu?

Die ADHS ist keine Modeerkrankung. Sie ist eine seit Anfang des 20. Jahrhunderts gut beschriebene Verhaltensstörung. Selbst der Name „hyperkinetische Erkrankung“ oder „hyperkinetische Störung“, wie das in Deutschland gebräuchliche Diagnosemanual der Weltgesundheitsorganisation die ADHS bis heute nennt, stammt bereits aus den 1930er-Jahren. Selbst die medikamentöse Behandlung der ADHS setzte bereits Ende der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts ein und ist seit den 1970er Jahren weltweit verbreitet. Das heutige Interesse an der ADHS ist die Folge einer veränderten Aufmerksamkeit für kindliche Verhaltensauffälligkeiten. Diese Veränderung hat mehrere Ursachen: ein größeres medizinisches Wissen über die ADHS; ein gesellschaftsweit gewachsenes Interesse an pädagogischen und psychologischen Themen; ein bewussteres Erziehungsverhalten der Eltern, aber auch eine größere Verunsicherung vieler Eltern, die heute nicht mehr den Erziehungsstil der vorangegangenen Generation einfach übernehmen; eine offenere, weniger autoritäre Schule, die zugleich bunter, lauter, chaotischer geworden ist; schließlich auch der Einfluss der modernen Medien, die Dauerberieselung durch Fernsehen und MP3-Player, die Ablenkung durch Computerspiele, Smartphones und Tablets.

Nicht zuletzt mag ein neues Bildungs- und Leistungsbewusstsein sowohl der Eltern als auch der Kinder und Jugendlichen selbst dazu beigetragen haben. Schule war früher ein überschaubares Pflichtprogramm, eingebettet in einen Familien- und Arbeitsalltag, der Kinder bereits früh in relevante Lebensbereiche einführte. Heute ist die Schule der Mittelpunkt der Kindheit und Jugend und für viele Kinder ihr zentraler Lebensinhalt. Vom Kindergarten bis zum Studium ist alles auf Förderung ausgerichtet. Daher ist es nicht nur für die Eltern, sondern auch für die meisten Kinder so wichtig geworden, in diese Systeme integriert und leistungsfähig zu sein. Schulversagen hat heute ganz andere Konsequenzen als noch vor 50 Jahren. Kinder von heute, die, warum auch immer, aus dem Bildungssystem herausfallen, haben nichts mehr, worin sie sich bewähren können, was sie nützlich und stolz sein ließe. Daher setzen die meisten Eltern alles daran, ihre Kinder in diesem System zu halten, nach Möglichkeit auf dem direkten Weg zum Akademiker. Umgekehrt geben sich viele Jugendliche rasch auf, wenn sie in der Schule versagen. Sie holen sich ihre Aufmerksamkeit über Verhaltensauffälligkeiten, lenken sich durch Medienkonsum, bisweilen auch Alkohol und Drogen vom Bewusstsein des eigenen Scheiterns ab. Eltern und Lehrer, ja bereits Erzieher im Kindergarten fürchten diese Entwicklung. Sie raten den Eltern bei den ersten Anzeichen von Auffälligkeit und Normabweichung, Erziehungsberatungsstellen, Psychologen und Ärzte aufzusuchen. Die ADHS ist eine von mehreren Diagnosen, in welche ein solcher Prozess dann rasch mündet, schneller als noch vor 30 Jahren, als man viele Probleme von und mit Kindern gelassener sah.

Aus Ihrer eigenen Erfahrung, werden Medikamente zu oft oder zu schnell verschrieben, oder eher zu spät und zu wenig?

Alles in allem denke ich, dass die medikamentöse Behandlung der ADHS in Deutschland in den meisten Fällen sachlich richtig und nach bestem Wissen und Gewissen der Ärzte erfolgt. Dennoch werden Medikamente bisweilen zu schnell, auf Grundlage fragwürdiger Diagnoseverfahren und ohne hinreichende Kontrolle ihrer Wirkung verordnet. Daneben gibt es stets auch Fälle, in denen eine absehbar hilfreiche medikamentöse Behandlung unterbleibt. Beide Fehlentwicklungen sind Effekte einer Inanspruchnahme-Medizin, in der nicht grundsätzlich auf die Stärken und Schwächen von Kindern geschaut wird, sondern eine Therapie nur derjenige erhält, der zu Therapeuten geschickt wird und dort auch ankommt. Berichten Eltern, Lehrer und Erzieher nur hartnäckig genug von einer Auffälligkeit des Kindes, wird dieses früher oder später eine Diagnose bekommen. Was sollen Ärzte und Psychologen auch anderes machen? Sie sind bei Verhaltensstörungen abhängig vom Bericht der Menschen, die mit dem Kind zusammenleben. Das unterscheidet die ADHS nicht vom Einnässen oder einer Schlafstörung, die auch nicht einfach in der Arztpraxis beobachtet werden können.

Wie kommt es bei Eltern zu der Vermutung dass ihr Kind eventuell AD(H)S haben könnte?

Die Wege sind so unterschiedlich wie die Informationen, die Eltern vor der Diagnose einer ADHS bei ihrem Kind vorliegen. Manche Eltern sind gut informiert. Sie lesen Erziehungsratgeber, schauen entsprechende Sendungen im Fernsehen an, informieren sich im Internet und tauschen sich mit anderen Eltern über ihre Kinder aus. Solche Eltern wissen meist schon das eine und andere über die ADHS. Sie beobachten ihre Kinder und finden diese in Beschreibungen von Symptomen der ADHS wieder. Dann fragen sie ihren Kinderarzt oder gehen direkt mit der Fragestellung, ob eine ADHS vorliegt, zu einem Psychologen oder Facharzt. Andere Eltern setzen sich weniger bewusst mit der Erziehung ihrer Kinder auseinander. Sie finden am Verhalten ihrer Kinder lange nichts auffällig, bis Lehrer oder Erzieher sich beschweren. In diesen Fällen erhalten Eltern oft den Rat, eine Erziehungsberatungsstelle, einen Arzt oder Psychotherapeuten mit dem Kind aufzusuchen. Dort erfahren sie dann von der Diagnose.

In beiden Fällen, ganz gleich, ob die Frage der ADHS von den Eltern selbst oder aber Dritten gestellt wird, macht es Sinn, sich kritisch mit der Diagnose auseinanderzusetzen. Letztlich können die meisten Kinder und Jugendlichen ihre Probleme oft nur schlecht benennen und in ihrer Bedeutung für den Familienalltag oder die Schulkarriere einschätzen. Hier sind die Eltern aufgefordert, sich Rechenschaft darüber abzulegen, ob das Verhalten des Kindes seinem Wesen entspricht und letztlich in allen Lebensbereichen Probleme mit sich bringt, oder aber das Problemverhalten erkennbare Ursachen in der aktuellen Lebenssituation des Kindes hat. Ein Kind sollte nicht mit einer psychiatrischen Diagnose versehen werden, nur weil seine Lebenswelt chaotisch und belastend ist, weil Unterricht und Klassenzimmer desorganisiert sind und der Alltag des Kindes vom Medienkonsum überreizt ist.

Wirken Eltern nach einer AD(H)S Diagnose erleichtert oder steigt die Sorge?

Das hängt von den Erwartungen der Eltern im Vorfeld sowie der Entwicklung des Kindes nach einer ADHS-Diagnose ab. Manche Eltern sind erleichtert, da für die Probleme in Schule und Familie nun ein Name und eine Ursache gefunden scheinen. Diese Erleichterung hält jedoch meist nicht lange an, denn die Therapie der ADHS, v.a. ihre medikamentöse Behandlung, unterstützt die Selbststeuerungsfähigkeit der Betroffenen, macht Erziehung und Anleitung im Alltag jedoch nicht weniger wichtig. Manches Problem in Familie, Schule und Freizeit hat zudem wenig mit der ADHS zu tun; es wird allenfalls verstärkt durch die Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Unruhe der Betroffenen. Erhoffen sich Eltern von der Behandlung der ADHS zugleich eine umfassend leichtere Erziehbarkeit ihrer Kinder, eine mühelos gesteigerte schulische Leistungsfähigkeit und eine größere Einsicht des Nachwuchses in seine Schwierigkeiten, müssen sie enttäuscht werden. Die Behandlung der ADHS ist stets nur ein Anfang, der nicht selten eine bessere Grundlage für eine gute Entwicklung der Kinder schafft, doch eine gute Erziehung und Schule bleiben das A und O für eine zufriedene Kindheit und erfolgreiche Vorbereitung auf das Leben als Erwachsene.

Können Sie rückblickend feststellen, ob sich etwas im gesellschaftlichen Umgang mit AD(H)S verändert hat?

Ja sicher hat sich vieles verändert im gesellschaftlichen Umgang mit der ADHS. Wie oben bereits gesagt, hat die Bedeutung des schulischen Lernens in der Gruppe stark zugenommen. Impulsive, unruhige und in ihrer Willkürsteuerung der Aufmerksamkeit eingeschränkte Kinder tun sich viel schwerer, in den Klassenzimmern von heute zu lernen. Der Unterricht ist nicht mehr auf den Lehrer ausgerichtet, der Lärmpegel oft hoch, der Raum voller Ablenkungen. Lernmaterialien sind heute vielfach bunt und konfus aufgebaut. Der Medieneinsatz im Unterricht ist unsystematisch und ergänzt einen in der Freizeit gleichfalls unsystematischen Medienkonsum. Das alles macht ADHS-Kindern das Lernen in der Schule schwer. Schlimmer noch: Es bringt ihre Defizite erst richtig zum Vorschein. Moderne Schulen sind viel zu groß, Stundenplan und Raumaufteilung sind wirr, es gibt häufige Lehrerwechsel und Ausfallstunden. Die Schulwege sind oft schon im Grundschulalter weit, zu den Sonderschulen für auffällige Kinder noch weiter. Das Chaos vieler Nachmittagsbetreuungen in Hort und Tagesstätten ist für ADHS-Kinder Stress pur. Dennoch empfehlen Jugendämter gerade Eltern solcher Kinder Ganztagsschulen und heilpädagogische Nachmittagsangebote, deren Vollzeit-Gruppenzwang die Kinder ohne Rückzugsmöglichkeit mit Reizen überlastet. Auch Berufsausbildung und Studium werden immer mehr verschult. Die Dauerbetreuung stiehlt die Zeit zum freien Spielen, sie lähmt die Kreativität, behindert das Eigeninteresse, kappt Leidenschaften und drängt all jene gesellschaftlich an den Rand, welche diese Vollzeitanpassung an die Dauergemeinschaft aus eigenen Kräften nicht leisten können.

Die familiäre Situation ist oft nicht besser. In Städten wie München mit ihren irrsinnigen Lebenshaltungskosten müssen selbst Akademiker-Eltern beide ganztags arbeiten gehen, um eine Familie angemessen zu versorgen. Kinder müssen in diesem an den Arbeitsbedingungen der Eltern ausgerichteten System funktionieren, sonst kommt das Familienleben aus dem Takt. Das Abenteuer der Kindheit, in dem ADHS-Betroffene früher die Rolle der Entdecker, der Mutigen und Wilden übernahmen, die durchaus positiv besetzt war, ist von Aufsichtspflichten und Haftungsfragen unterlaufen worden. Früher mussten Kinder und Jugendliche ihre Aufgaben in Haus und Hof erfüllen. Ansonsten konnten sie Lausbuben sein und die Vernunft den Erwachsenen überlassen, wuchsen sie doch ohnehin in eine vorgegebene Welt von Arbeit, Kirche und eigener Familie hinein, die bereits einen Platz für sie reserviert hatte. Das war beileibe nicht immer schön und wünschenswert, brachte jedoch eine Absehbarkeit und Sicherheit mit sich, die vielen Familien heute abgeht. Der Druck auf die Eltern ist gewachsen, ihre Kinder auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten. Auf diesem Weg versuchen die Eltern alles auszuräumen, was hinderlich ist. Sind es die Impulsivität, die Unaufmerksamkeit und Unruhe der Kinder, dann werden diese behandelt, kann man doch weder Schule noch Arbeitswelt beliebig gestalten. Daher ist die ADHS heute so bedeutsam geworden: Sie ist eine der wenigen Schrauben des Lebens, an denen Eltern und Kinder selbst drehen können.

Glauben Sie dass es Druck auf Ärzte gibt – entweder von Seiten der Pharmakonzerne oder von den Krankenkasse – Medikamente statt Therapien zu verschreiben?

Nein, das glaube ich nicht. Die Ärzte haben von der Verordnung von Tabletten zur Behandlung der ADHS nichts. Verdächtigt man die Pharmaindustrie aufgrund der steigenden Verordnungszahlen, sie würde Ärzte zur Medikation der ADHS animieren, so müsste man diesen Verdacht ungleich stärker gegenüber Ergo- und Psychotherapeuten hegen, denn die bekommen ein Mehrfaches der Mittel, welche die Krankenkassen zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS ausgeben. Doch auch die Krankenkassen selbst sehen die Medikation nicht als billige Standardtherapie, wie der Arztreport 2013 der BARMER GEK zeigt. Gerade von Fachleuten werden Kosten, Gewinn und Risiken der Medikation weitaus differenzierter gesehen als in den Medien dargestellt.

Glauben Sie, dass sozio-ökonomische Faktoren bei AD(H)S eine wichtige Rolle spielen (geschiedene Eltern die ganztags arbeiten müssen, wenn ein Kind mehr vor dem Bildschirm sitzt als wie es draußen spielt etc.)?

In der Verursachung der ADHS spielen sozioökonomische Faktoren keine Rolle. Allerdings gibt es schichtspezifische Einflüsse auf die von den Eltern angestrebte Diagnostik sowie die Auswahl der Therapieoptionen. Zum einen informieren sich gebildete Eltern eigenständig über pädagogische und medizinische Belange, was heute über das Internet leicht möglich ist. Dabei stoßen sie zwangsläufig auch auf viele ADHS-kritische Publikationen und hinterfragen irritiert die Empfehlungen von Ärzten, Psychologen, Lehrern und Erziehern. Das ist gut so, führt aber auch zu vielen Ängsten aufgrund falscher Informationen. Zum andern begleiten Eltern aus der bildungsbürgerlichen Schicht die Entwicklung ihrer Kinder oft aufmerksamer. Studienergebnisse sprechen für eine hohe Zahl an ADHS-Diagnosen und zunächst eingeleiteten medikamentösen Behandlungen, die bald wieder abgebrochen werden, weil die Erwartungen der Eltern an die Behandlung nicht umgehend erfüllt werden. Weniger gebildete und vermehrt autoritätsgläubige Eltern aus bildungsferneren Schichten akzeptieren vorgeschlagene Behandlungsformen eher und setzen diese fort, solange die Fachleute sie für sinnvoll erachten. Das geschieht, da sie häufig einem stärkeren sozialen Druck von Lehrern und Erziehern ausgesetzt sind. Ihnen legt man in Kindergarten und Schule schneller nahe, mit dem fraglich verhaltensauffälligen Kind zum Psychologen oder Arzt zu gehen, da das Vertrauen in die erzieherischen Kompetenzen dieser Eltern geringer ist. Also hofft manch Mitarbeiter in Schulen und Nachmittagsbetreuung, dass eine direkte Behandlung des Kindes mehr bringt als eine Intervention in der Familie.

Johannes Streif

Das komplizierte Thema "Medikation ja/ nein"

 

Ganz klar habe ich das erste Mal im Fernseh über das berühmt berüchtigte Ritalin gehört. Das ein kein so schönes Erlebnis. Damals stand es bei uns noch nicht zur Frage. Nur mein Mann berichtete kurz von komischen Gefühlen und dass er sie nicht mehr nehmen möchte. Ich fand´s damals sehr schade, weil ich ihn das erste mal sehr ruhig und geordnet empfand. Das tat mir sehr gut.
Da ich aber selbst nicht bescheid wusste musste ich an dieser Stelle nachgeben.

Als mein Sohn in die Schule kam, mussten wird nochmals ein Therapie aufgreifen. Wir hatten eine Therapeutin bereits im Kindergarten. Aber diese Geschichte kommt später, sonst führts zu weit vom Thema weg.
Als wir mussten also erneut einen Therapeut oder Psychiater oder Psychologen suchen. Mein Sohn stand völlig neben sich. So kannte ich ihn kaum. Klar, er war schon etwas schusseliger, gern für sich allein und mochte den Mittagsschlaf in der Kita nicht haben, weil ruhig liegen doof war. Aber er war nie so von der Rolle wie in der 1. Klasse. Er wollte auf dem Schulhof allein sein, wenn es nicht ging, wurde er aggressiv und verletzte Kinder. Er zog sich in Büschen zurück, krabbelte auf ein Klettergerüst und konnte den Lärm einfach nicht ertragen.
In der Klasse weigerte er sich den Lehrern beim Gespräch zuzuhören. Er konnte nicht. Er war in solchen Situationen völlig weggetreten und man sah ihn die pure Erschöpfung sehr an.
Da wir keinen Therapeuten auf die Schnelle finden konnten, sind wir dann zu unserem HNO hier in unserer kleinen Stadt. Ich hatte im Internet gelesen, dass so etwas eine Wahrnehmungsstörung sein kann und man das mit einem Hörgerät ausgleichen kann.
Der Arzt aber meinte, dass man besser eine private Schule suchen sollte und das Kind besser so sein lassen sollte wie es ist. Schließlich könnte er daraus später mal was machen. Er könnte ein überragender Künstler werden z. B. auf in den Bereichen Akustik oder Musik usw. . Ich fand das damals sehr intelligent und machte mich gleich auf die Suche nach einer geeigneten Schule. Er sagte Montessori wäre `ne gute Wahl. Ich wurde dann auch ganz schnell wieder von meinem hohen Ross runtergeholt. Es gab keine in unserer Nähe.
Später fanden wir dann doch eine Psychiaterin eine halbe Stunde entfernt von uns. Ich entfand den weg schon als Schmerzgrenze. Denn mit einem niedergeschlagenen Sohn und eine genervte Tochter fährt man nicht gern so weit.
Diese Psychiaterin untersuchte ihn sehr gründlich und verordnete ihm zuerst gleich eine Ergotherapie, die auch gleich in ihrer Praxis integriert war. Sie schickte ihm zu einem EEG, da der Vater auch selten unter Epilepsie leidet und sie ließ ein EKG machen. Alle Termin haben natürlich auch eine gewisse Wartezeit gehabt. Als wir die Auswertung vom EEG hatten, sagte sie mir, dass mein Sohn unter einer Rolando-Fokus Epilepsie leidet.

Diese Epilepsie lässt Kinder Abends schwer einschlafen, lässt sie unkonzentriert sein, abwesend wirken. Es gibt sie in einer aktiven Form und in einer inaktiven Form. Die Form in Aktion lässt auch Anfälle geschehen, bei der Patienten sich teilweise gelähmt fühlen... also halbseits. sie sabbern dann und können nicht mehr sprechen. Manchmal machen die Kinder dann schnarchende Geräusche. Die Epilepsie wächst sich wohl mit dem Pupertieren aus.

Also wieder auf einen Termin warten für eine spezifischere Untersuchung mit Schlafentzug (also mit nur 3h Schlaf in der Nacht). Auch hier kürze ich die Geschichte jetzt mal ab. Das Ergebnis war, dass Ben unter einer inaktiven Form der Epilepsie leidet.
Und jetzt komme ich zum Punkt:
Die Psychiaterin schlug uns in Folge dessen eine medikamentöse Therapie für´s ADHS vor.
Ich  dachte vorher, dass ich es leichter nehmen würde, da ich mir schon eine Meinung gebildet hatte. Ich wusste was diese Medikamente anrichten können. Ich kannte Gerald Hüther 
und seine Meinung, Jesper Juul und viele andere nette Kinderrechtsvertreter. Ich wusste, dass es bei manchen sehr gut wirkt, aber meist nach einer Einstellungszeit über 2 Jahre. Kurz: mich packte in dem Moment die Angst und ich wies die Therapie erst mal von mir um doch nochmal zu überlegen. 

Nach gutem zureden eines Freundes mit Kindern, die auch ADHS haben, habe ich mich zum Versuch entschlossen.
Leider gelang es der Dame nicht, meinen Sohn einzustellen. Bei 10 mg Medikinet  wurde er sehr Aggressiv. Mehr als sonst. und ich beschloss nach 2 Wochen diese Dinger doch wieder abzusetzen. Die Psychiaterin konnte mir bis dahin auch keine Hoffnung geben, dass wir das schon schaffen.
Denn zu diesem Zeitpunkt, hatte ich selbst einen schweren Zusammenbruch. Ich wollte niemanden sehen, hatte zu nichts Lust, heulte viel konnt mich nicht bewegen.
Also erkundigte ich mich im Internet in einem Forum, was ich weiter tun könnte. Die Leute dort rieten mir dringend einen neuen "Helfer" zu suchen.
Nach langem getippel per Email zu dem ADHS-Forum bin ich dann zu einer Ärztin gelangt, die sehr weit von uns entfernt ist. Aber ich muss Euch sagen: Die ist der Hammer!
Sie untersuchte Benny nochmal kurz, nahm ihn Blut ab (sehr wichtig!) und stellt ihn dann mit unretardierten Medikinet videoüberwacht ein. 
D. h. mein Sohn nimmt morgens 1 h vorm Termin diese aktuelle Dosierung, in der Praxis kommt er mit mir, ein paar Rechen-Kettenaufgaben und ´nem Diktat in ein Raum, eine Videokamera wird aufgestellt und wir bekommen pro Aufgabengebiet 7 min. zum Ausführen. Danach bekomme ich einen Bewertungsbogen und wir können wieder gehen. Alle 2 Tage wurde die Dosis dann etwas erhöht. Wenn ich das Gefühl hatte, es wirkt, konnte ich bescheid sagen und die Praxis meldete sich, als die Auswertung vollbracht war.
Unsere Dosislag so bei 7,5 mg unretardiertem Medikinet. Es wurde hochgerechnet  auf die retardierte Form und wir bekamen die 15 mg Medikinet.

Seit dem lief es in der Schule von Mal zu Mal besser. Es folgte etwas später eine Therapie und der Erfolg wächst. Klar. Auch wir haben mal Flauten und wieder schlechte Tage. Aber mein Sohn hat Freunde gefunden, er kann seine Intelligenz ausleben, ohne durch sein Defizit unterbrochen zu werden.
Fazit: Ich denke die Mutter weiß am ehesten, was ihrem Kind gut tut. Denn sie muss es auch verantworten. 
Mein Entschluss ist jetzt nach der Erfahrung, dass es sich für uns absolut gelohnt hat es zu probieren. Es gibt auch Kinder, bei denen das leider nicht so gut funktioniert. Ich weiß. 
Aber ich glaube mein Sohn wäre tot unglücklich, wenn:

  • Er schlau ist und er kann es wegen dem ADHS nie ausleben. 
  • Wenn er immer so impulsiv ist, dass er erst später merkt, welchen Fehler er begangen hat.
  • Wenn er erst nach Gesprächen auf die eigentlich richtige Antwort kommt, weil die Reizleitung zu langsam ist. 
  • Wenn er sich immer nur 1/3 vom Inhalt merken könnte. 
  • Wenn ihm andere Leute meiden, weil er sich nicht korrekt verhält. 
  • Wenn er andere Leute meidet, weil sein Körper einfach permanent k.o. ist.
  • Wenn er immer alles vergisst, weil sein Kurzzeitgedächtnis zu kurz ist.
Denn so lief mein Leben ab :-S. Aber darüber mehr in einem anderem Post